Samuel – ein geschenktes neues Leben

Man fühlt sich sofort wohl, wenn man Samuels Möbelladen betritt und ihm gegenübersteht. In der malerischen Bieler Altstadt hat er sich seinen Traum verwirklicht. «Ich hätte meinen Laden nicht aufgebaut, wäre mir das alles nicht passiert», sagt er gleich zu Beginn des Gesprächs. Und dann erzählt er, was genau «das alles» ist.

Samuels Leben war bis zum Alter von 27 Jahren von gesundheitlichen Problemen belastet. Er kränkelte oft, wurde schnell müde, musste sich nach dem Essen hinlegen. Schnell erschöpft sei er gewesen, und wenn er sich ärgerte, wurde er gelb im Gesicht. Die Ultraschalluntersuchung zeigte, dass Samuels Milz zu gross und seine Leber zu klein war. Was genau ihm fehlte, konnten die Ärzte aber nicht sagen. So hat Samuels Galle über die Jahre hinweg seine Leber immer mehr geschädigt. Bis zu jenem Tag im Jahr 2011, als Samuel so geschwächt war, dass er zusammenbrach. Er wurde ins künstliche Koma versetzt, und als er aus dem Koma erwachte, hatte er eine neue Leber.

Über Organspende hatte Samuel zuvor nie nachgedacht. Seine ersten Gedanken und Gefühle nach dem Erwachen waren, dass er sich endlich wieder gut und gesund fühlte. Die Gedanken an seinen Spender kamen erst später: ein Gefühl grosser Dankbarkeit. Dieser hat eine Entscheidung für das Leben getroffen, und diese Entscheidung ermöglichte nun auch Samuel ein neues Leben. Mit derselben Sorgfalt, mit der er aus alten Möbeln heute Preziosen zaubert, formuliert Samuel auch seine Haltung zum Thema. Er kann es akzeptieren, wenn jemand eine andere Meinung zum Thema hat. Kommentare aber, die mahnen, man solle doch die Endlichkeit des Lebens akzeptieren, kränken ihn. Er erzählt dann seine Geschichte als Betroffener. Sie regt an, darüber vielleicht auch mal aus einer anderen Perspektive nachzudenken.