Maurice – ein schwieriger Start ins Leben

Das Erste, was an Maurice auffällt: Er ist reifer als andere Jugendliche in seinem Alter. Elf Jahre ist es nun her, dass dem heute 16-Jährigen eine Niere transplantiert wurde. Eine klare Erinnerung hat er nicht an damals, als er so viel Zeit im Spital verbrachte. Doch er erinnert sich an ein Gefühl der Fremde und der Einsamkeit. «Die Eltern konnten ja nicht ständig im Spital für mich da sein, alles war fremd», sagt er in seiner aufgeräumten Art.

Man merkt Maurice an, dass er in seiner Kindheit viel Zeit zum Nachdenken hatte. Und dass er früh lernen musste, die Dinge pragmatisch und optimistisch anzugehen. Lebensbejahend. So hält er es auch in Zeiten der Coronapandemie. Es ist ihm klar, dass er zur Risikogruppe gehört. Verrückt machen lässt er sich von dem Virus aber nicht. Es gelte einfach, etwas vorsichtiger zu sein als andere. Diese Sanftmut beeindruckt, wenn man bedenkt, dass der Egoismus anderer für ihn lebensgefährlich werden könnte. Überhaupt bemüht sich Maurice, ein ganz normales Leben zu führen. Das gelingt ihm auch. Auf einige wenige Lebensmittel muss er verzichten. Manchmal muss er beim Sport kurz aussetzen, weil er sich zu sehr verausgabt hat. Das alles sei aber zu handhaben und werde von seinem Umfeld auch verstanden.

Er seinerseits kann es akzeptieren, wenn jemand gegen die Organspende ist – verstehen kann er es aber nicht. Da tastet er sich im Gespräch jeweils an die Gefühle seines Gegenübers heran und bringt seinen Standpunkt ein. Mit seiner unaufgeregten Art, weich im Ton, hart in der Sache. Maurice ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Organspende eine Entscheidung für das Leben ist. Und für ein Leben, das nicht nur einen äusseren, materiellen Reichtum hat, sondern auch einen inneren.