Dianas Glücksjahr

Die junge Mutter braucht dringend eine neue Niere. Seit einer Schwangerschaftsvergiftung beim ersten Kind ist sie nierenkrank. Diana engagiert sich für das neue Transplantationsgesetz und bereits am ersten Tag des Abstimmungskampfs kommt der erlösende Anruf – ein magischer Zufall: Ein passendes Spendeorgan ist da!

Diana geniesst mit ihrem Mann und den beiden Kindern die Sonne in Buchs SG. Sie ist sehr glücklich, dass ihre neue Niere so gut passt. Die 37-Jährige ist endlich wieder fit und kann ganz für ihre Familie da sein.

Anfang 2022 meldet sich Diana beim Pro-Komitee für das neue Transplantations­gesetz. Sie will sich im Abstimmungs­kampf engagieren. Zu diesem Zeitpunkt wartet sie noch sehnlichst auf eine Spendeniere.

Diana Sofia Ferreira dos Santos Ferndandes lebt seit 2006 in der Schweiz. Ihren zukünftigen Ehemann Marco lernt die Portugiesin im Ausgang in der Ostschweiz kennen. Beide sind aus Portugal zum Arbeiten in die Schweiz gekommen. Diana stammt aus Porto an der Atlantikküste und der vier Jahre ältere Marco aus dem Landesinnern. Bei der Hochzeit ahnt das Paar noch nichts vom künftigen Nierenleiden der jungen Frau. Diana hat aber bereits einen Bezug zur Organspende: Ihr Vater ist lebertransplantiert. «In Portugal sind alle Organspender», sagt Marco.

2013 verliert Diana ihr erstes Kind im 7. Monat infolge einer Schwangerschaftsvergiftung. «Das war sehr schlimm», sagt sie. Diana leidet seither an einer Nierendysfunktion. Der stellvertretende Hausarzt rät ihr ab, noch einmal schwanger zu werden. Ob sie je wieder Kinder bekommen kann, beurteilen die Ärztinnen und Ärzte unterschiedlich. «Es kam alles zusammen, die Trauer, meine Krankheit, die Prognose keine Familie gründen zu können», so Diana. Umso glücklicher sind sie und ihr Mann, als ihr Sohn Gabriel nach einer Risikoschwangerschaft 2015 gesund auf die Welt kommt.

Die Geburt von Tochter Sophia macht die Familie komplett. Dieses Bild hängt gross in der Parterrewohnung, in der sie seit sieben Jahren in Buchs im St. Galler Rheintal wohnen – nur 5 Minuten von Dianas Arbeitsplatz im Fürstentum Liechtenstein entfernt. Beide arbeiten in der Hotelbranche, sie als Hotelfachfrau, Marco als Portier in einem Viersternehotel im Toggenburg. Diesen Sommer reiste die Familie seit langem wieder zwei Wochen nach Portugal in die Ferien. Vorher war das wegen der Dialyse schwierig. «Alles hat extrem viel Planung und Organisation gebraucht», erinnert sich Diana.

Dianas Mutter ist eine grosse Hilfe. Sie lebt mit Dianas Vater in Portugal, ist aber immer zur Stelle, wenn sie in der Schweiz gebraucht wird. Der Gesundheitszustand von Diana bleibt bis 2019 stabil, dann verschlechtert er sich drastisch. Erst macht die junge Familienfrau zuhause fünf Mal täglich eine halbe Stunde Dialyse, dann folgt eineinhalb Jahre lang die elfstündige Nachtdialyse. Eine kräftezehrende, zermürbende Zeit. Im März 2021 kommt eine Bauchentzündung hinzu, die Nierenfunktion sinkt auf 30 Prozent. Ab Oktober im gleichen Jahr muss Diana drei Mal pro Woche ins Spital zur aufwändigen Dialyse.

Diana kommt 2019 auf die Warteliste für eine Spendeniere. Sie ist oft müde, muss zuhause bleiben, kann nicht mehr arbeiten, ist oft im Spital. Die Kinder wissen, dass Mama krank ist und «dass sie brav sy müend», sagt Vater Marco. Die kleine Sophia besucht ihre Mutter gerne im Spital. Ihr älterer Bruder Gabriel ist zurückhaltender, erzählt aber viel in der Schule, was mit seiner Mutter passiert, berichtet die Lehrerin. Diana meldet sich bei der Agentur, die Betroffene für die Ja-Kampagne zum neuen Transplantationsgesetz sucht. Eine Nachbarin begleitet sie zum Fotoshooting nach Bern.

Diesen Frühling – just beim Start der Abstimmungskampagne – kommt um 23:00 Uhr der langersehnte Anruf aus dem Kantonsspital St. Gallen. «Wir haben eine Spendeniere für dich.» Diana kann es erst gar nicht fassen. «Morgens um 08:00 Uhr musste ich ins Spital einrücken, ich rief meine Mutter an, sie solle sofort in die Schweiz kommen, ich war sehr nervös.» Es folgen Untersuchungen um 11:00 Uhr im Spital, 24 Stunden später ist Diana operiert. Am Abstimmungssonntag vom 15. Mai 2022 feiert sie in Bern überglücklich zusammen mit ihrer Schwägerin (links) und ihrer Familie die deutliche Annahme des Transplantationsgesetzes.

Diana hat die Nierentransplantation gut verkraftet und erholt sich rasch. Die Nierenfunktion klettert auf 70 Prozent Funktionsfähigkeit. «Ich habe eine sehr gute Niere erhalten», freut sich Diana. Sie kann endlich wieder Velofahren und Schwimmen, was jahrelang nicht mehr möglich war. «Jetzt bin ich wieder gesund! Und ich habe wieder mehr Kraft für meine Kinder. Die Muskelschmerzen und die dialysebedingten Vernarbungen am Arm werden auch noch besser», ist sie zuversichtlich. Ein Mal pro Monat muss sie aktuell zur Kontrolle, später wird es nur noch eine Dreimonatskontrolle sein.

Auch Marco ist dankbar, sein Chef war in der Zeit der Dialyse und Transplantation sehr verständnisvoll und ermöglichte, dass er bei Bedarf kurzfristig frei nehmen konnte. «Mein Leben hat sich völlig verändert», sagt Diana, «ich bin nicht mehr ständig müde und kann wieder mehr als ein paar Schlückchen trinken. Ich bin meiner Organspenderin oder meinem Organspender und all den Menschen sehr dankbar, die mich in diesen schweren Zeiten begleitet haben.» Sie freut sich auf Weihnachten mit der Familie, auf ein Fest ohne Dialyse, auf eine gesunde, glückliche Zukunft, in der sie ihre Kinder Gabriel und Sophia aufwachsen sieht.